1.6.2022
Bisher: Ich bin 3 Etappen gelaufen und alles lief wunderbar. Ich fühlte mich jeden Tag trotz ungewohnter Anstrengung (wandern im Sand mit 12kg Gepäck auf dem Rücken) physisch fit sowie mental positiv und gelassen. Ich konnte die schöne Landschaft in vollen Zügen geniessen und meine Gedanken schweifen lassen (nicht zu tief, sonst verpasse ich die Wegbeschilderung, wie ich merken musste).
Gestern Abend hab ich dann leider die ersten Blasen an meinen Füssen entdeckt. Typischerweise kamen beim entdecken der Blasen sofort die ersten negativen Gedanken auf wie: ojeh jetzt gehts los mit den Blasen, morgen werde ich Schmerzen haben beim laufen, wenns schlimmer wird muss ich eventuell pausieren oder gar aufhören mit dem Wandern...
Fürsorglich habe ich die Blasen mal mit Blasenpflaster beklebt und damits auch bei Schweiss und Sand hält, gleich noch mit Tape verstärkt.
Ich bin heute Morgen also ähnlich wie die letzten Tage ziemlich positiv gestartet.
Die Ernüchterung: ich spüre die Blasen von anfang an bei jedem Schritt!
Mir wird klar, dass die Wanderung heute ein Kampf werden wird...
Schon spannend was diese kleinen Blasen für eine Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden und vorallem auf das Mentale Gefüge haben.
Während dem laufen habe ich viel Zeit zum nachdenken und verfolge folgende Strategie um die 23km zu schaffen:
- Mental lenke ich meine Gedanken bewusst auf das positive (die wunderschöne Umgebung, Tatsache das ich Urlaub habe, das gute Wetter, den abwechslungsreichen Weg etc).
- Körperlich lenke ich meine Wahrnehmung weg vom Schmerz hinzu zu meiner Energie, die Atmung, auf die Koordination der Wanderstöcke (die kamen heute nun doch auch einmal zum Einsatz, damit die Füsse etwas Unterstützung haben) etc.
Mit diesen Tricks der Ablenkung hab ich auch die heutige Etappe gemeistert und bin trotz Schmerzen die volle Wanderung gelaufen.
Im Hostel angekommen weiss ich nicht mehr wie ich stehen soll aber hey, ich habs geschafft! Ich bin stolz auf mich und dankbar für meinen starken Willen.
Im Zimmer dann die Ernüchterung: die Blasen sind noch dicker und zahlreicher. Aber aufgeben ist keine Option also los zur Apotheke, Blasen verarzten und viel erholen, damit es morgen zu Fuss weiter geht.
Meine Stärke: mein Wille.
Um ruhig schlafen zu können ist es für mich wichtig, alle Optionen vorgängig durchzudenken, auch den worst case. Das heisst folgendes abklären: fährt ein Bus zum nächsten Ziel? Wenn ja ab wo? Auch von unterwegs wenns nicht mehr weiter geht? Denn ich weiss, vorbereitet zu sein auf alle Eventualitäten hilft, sich mit jeglicher eintreffenden Situation nicht überfordert zu fühlen.
Und jetzt, Regeneration!
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